Endokrine Disruptoren – Die Dosis macht das Gift?

In der Toxikologie gilt der Grundsatz: „Die Dosis macht das Gift“. Doch wie verhält es sich mit Substanzen, die bereits in geringsten Mengen potentiell schädlich sein können? Bei hormonell wirksamen Chemikalien, sogenannten endokrinen Disruptoren, wird diese Frage intensiv diskutiert. Endokrine Disruptoren sind körperfremde Verbindungen, die das Hormonsystem beeinflussen und die Gesundheit beeinträchtigen können. Während viele Wissenschaftler der Meinung sind, dass es keine sichere „unschädliche“ Dosis gibt, bestreiten andere dies vehement.

Neue Erkenntnisse aus der Forschung

Ein Forscherteam des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) hat kürzlich die Ergebnisse einer Fallstudie in den „Archives of Toxicology“ veröffentlicht. In dieser Studie wurden vier Pestizid-Wirkstoffe (Dimethomorph, Metiram, Propiconazol und Epoxiconazol) auf mögliche Schwellenwerte untersucht, ab denen gesundheitsschädliche Folgen auftreten könnten.

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass der Grundsatz „Die Dosis macht das Gift“ auch für endokrine Disruptoren gilt. Für alle vier untersuchten Substanzen konnten Schwellenwerte bestimmt werden, oberhalb derer nachteilige Effekte auftraten . Dies bedeutet, dass eine Risikobewertung für endokrine Disruptoren möglich ist, sofern ausreichend Daten vorhanden sind.

Kritische Betrachtung des Konzepts

Das Forscherteam des BfR schlägt vor, das Konzept „keine Schwelle bei endokrin aktiven Substanzen“ kritisch zu hinterfragen. Durch die Ermittlung von Schwellenwerten können endokrin disruptive Chemikalien besser bewertet und reguliert werden, um die Gesundheit der Verbraucher zu schützen . Dies ist insbesondere wichtig, da endokrine Disruptoren nicht nur in Pestiziden, sondern auch in vielen anderen Produkten, einschließlich Kosmetika, vorkommen können.

Endokrine Disruptoren in Kosmetika

Auch in kosmetischen Mitteln spielen endokrine Disruptoren immer wieder eine Rolle. Die mögliche Anwesenheit und eventuelle Auswirkungen auf das Endprodukt werden im Rahmen des Sicherheitsberichts berücksichtigt. Hierbei ist es essenziell, dass Hersteller die Datenlage kontinuierlich prüfen und aktualisieren, um die Sicherheit der Produkte zu gewährleisten .

Fazit

Die neue Forschung des BfR stellt den bisherigen Ansatz in der Toxikologie in Frage und zeigt, dass für viele endokrin aktive Substanzen Schwellenwerte existieren, die eine sichere Nutzung ermöglichen. Diese Erkenntnisse könnten zu einer präziseren Risikobewertung und besseren Regulierung endokriner Disruptoren führen. Verbraucher können dadurch besser geschützt und das Vertrauen in die Produktsicherheit gestärkt werden.

Quellen:

  1. Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)
  2. Archives of Toxicology – BfR Studie
  3. EFSA – European Food Safety Authority zu endokrinen Disruptoren
  4. ECHA – European Chemicals Agency zu endokrinen Disruptoren