Die Vierte Industrielle Revolution ist grundlegend und weitreichend.
Die Unternehmensorganisation muss sich diesem Wandel stellen, um sich für die Arbeitswelt 4.0 leistungs- und überlebensfähig zu gestalten. Dies betrifft auch die Qualitätssicherung und das Qualitätsmanagement, das in vielen Unternehmen insbesondere hinsichtlich der IT-Unterstützung noch Stiefmütterlich aufgestellt ist.
Das Team Innovation & Transformation der DGQ hat in einer breitangelegten Literaturrecherche drei Paradigmen identifiziert, die maßgeblich für die digitale Disruption sind:
- Das Internet als sozialer Handlungsraum,
- Künstliche Intelligenz,
- Dinge-Daten-Dinge-Transformation.
Bisherige Organisationsformen wurden für ein anderes Setting optimiert – und versuchen sich nun anzupassen. Dabei ist das Qualitätsmanagement einen wichtigen Teilaspekt der Organisationsgestaltung.
Drei Typen der Organisation
Eine mögliche Organisationsunterscheidung ist zwischen
- Prozessorientierter Organisation,
- Projektorientierter Organisation,
- Agilen Organisationen.
Prozessorganisation sind typische Serienproduzenten und auch industrielle Dienstleister, wie Banken oder Versicherungen. Das klassische Qualitätsmanagement basierend auf der ISO 9001 ist speziell und spezifisch auf diese Organisationstypen ausgerichtet.
Ganz anders sind Projektorganisationen. Hier rücken die Projekte in den Vordergrund. Die Prozesse dienen lediglich dazu, bestimmte Abläufe in den Projekten strukturiert durchzuführen und auch sicherzustellen. Hierzu zählen: Bauunternehmen oder Beratungsdienstleister.
In den letzten Jahren, insbesondere angestoßen durch die IT-Branche, hat sich eine dritte Organisationsform entwickelt. Das agile Management. Es gibt hier kaum noch die typischen Standardprozesse. Die Prozesse werden hier immer eher an den Bedürfnissen angepasst. Man spricht auch von einem agilen Projektmanagement.
Die digitale Veränderung führt nun zu einer Zunahme agiler Organisationen und agiler Organisationsbereiche, weil Agilität eine typische Antwort auf Volatilität und Disruption ist.
Qualität 4.0 für die Arbeitswelt 4.0
Die oben beschriebenen Entwicklungen, die zu einer Arbeitswelt 4.0 führen, erfordern auch neue Ansätze rund um das Thema Qualität.
- Die Auffassung, was Produktqualität ist, verändert sich.
Die Anforderungen werden immer anspruchsvoller und werden durch die Community beeinflusst. - Lebensqualität wird neu definiert und auch von der Generation Z beeinflusst.
- Es werden mehr Qualitätskennzahlen und Unternehmenskennzahlen erfasst werden.
- Durch die künstliche Intelligenz werden die Qualitätswerkzeuge und Auswertungen verbessert.
- Die Q-Berufe werden sich hierdurch verändern.
- Organisationen verändern sich (s.o.).
- Qualitätsmanagement und Qualitätssicherung verändern sich.
Die Qualitätssicherung 4.0 – die virtuelle Qualitätssicherung – ist dabei von vier Trends geprägt.
Die Automatisierung ist die weitreichende Vernetzung von Allem mit Allem.
Für die Qualitätssicherung bezieht sich Automatisierung auf
- Qualitätsvorausplanung,
- Prüfplanung,
- Messen und Prüfen,
- Fehler- und Fehlerursachenanalyse
- und letztlich sogar der Fehlerprävention etc..
Smart Data beschäftigt sich damit, diejenigen Daten zu identifizieren, die wirklich qualitäts- oder steuerungsrelevant sind. Für die Qualitätssicherung geht es darum, Muster in den Daten zu erkennen.
Techniken der Simulation sind bei unterschiedlichen Aufgaben der Qualitätssicherung einsetzbar. So lassen sich mittels Simulation Kunden bei der Nutzung potenzieller Produkte beobachten oder spätere Produkteigenschaften prüfen; die Herstellbarkeit prüfen; Fabriklayouts planen; aber auch die klassische Arbeitsvorbereitung unterstützen.
Die Supply-Chain-Übergreifende Vernetzung bedeutet, die Vernetzung durchgängig über die gesamte(n) Supply-Chain(s) auszudehnen, sodass Informationen bestmöglich zur Entwicklung, Qualitätssicherung, Logistik und Fertigungssteuerung dienen.
Das Agile Qualitätsmanagement
Es ist an der Zeit, sich Gedanken zu machen, wie das Qualitätsmanagement für eine Unterstützung agiler Unternehmenskulturen und -strukturen fit gemacht werden kann. Ein erster Schritt ist die Formulierung agiler Grundsätze entlang derer der ISO 9001.
Grundsätze der ISO 9001 | Grundsätze des agilen QM | |
Kundenorientierung | → | Kundeninteraktion |
Führung | → | Dienende Führung |
Einbeziehung von Personen | → | Interdisziplinäre Vernetzung |
Prozessorientierter Ansatz | → | Evolutionärer Ansatz |
Verbesserung | → | Iteration |
Faktengestützte Entscheidungsfindung | → | Knackpunktbasierte Lösungsfindung |
Beziehungsmanagement | → | Menschenzentrierung |