Analyse auf reproduktionstoxisches Bisphenol A (BPA)

In der Mai-Ausgabe 2024 von Stiftung Warentest wurden 58 Konserven mit unterschiedlichem Inhalt auf das Vorhandensein von Bisphenol A (BPA) getestet. Die Ergebnisse werfen ein beunruhigendes Licht auf die Verwendung dieses chemischen Stoffes in Lebensmittelverpackungen und die potenziellen Gesundheitsrisiken für Verbraucher.

Was ist Bisphenol A (BPA)?

Bisphenol A wird in Kombination mit anderen chemischen Stoffen zur Herstellung bestimmter Kunststoffe und Harze verwendet. Es findet sich häufig in Epoxidharzen, die als Beschichtung in Konservendosen eingesetzt werden. BPA kann aus diesen Beschichtungen in die Lebensmittel übergehen und durch den Verzehr aufgenommen werden. Es ist bekannt, dass BPA das Hormonsystem beeinflusst und als reproduktionstoxisch beim Menschen eingestuft ist. Zudem steht es im Verdacht, Krankheiten wie Brustkrebs, Übergewicht und Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern zu fördern.

Neue Einschätzung der EFSA

Im April 2023 hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) die tolerierbare tägliche Aufnahmemenge (TDI) von Bisphenol A erheblich gesenkt. Die neue TDI beträgt nun 0,2 Nanogramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag, was 20.000-fach niedriger ist als der zuletzt 2015 festgelegte Wert . Diese drastische Reduzierung spiegelt die zunehmenden Bedenken hinsichtlich der gesundheitlichen Auswirkungen von BPA wider.

Ergebnisse des Konserventests

Stiftung Warentest hat bei ihrem Test festgestellt, dass alle gefundenen BPA-Gehalte unterhalb des derzeit geltenden Migrationsgrenzwerts liegen, der festlegt, welche Menge der Chemikalie maximal aus einer Verpackung ins Lebensmittel übergehen darf. Dennoch sind die gemessenen Werte nach den neuen Empfehlungen der EFSA besorgniserregend hoch. Mit Ausnahme von Kondensmilch waren alle getesteten Konserven stark mit BPA belastet, wenn man die strengeren EFSA-Richtlinien zugrunde legt .

Unterschiede in der Bewertung

Ein wesentlicher Unterschied ergibt sich, je nachdem ob die Beurteilung auf Basis der älteren Einschätzungen des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) oder der neueren, strengeren Einschätzungen der EFSA vorgenommen wird. Die Stiftung Warentest bezieht sich in ihrem Test auf die aktuellen Empfehlungen der EFSA, was zu einer deutlich kritischeren Bewertung führt.

Gesundheitsrisiken von BPA

BPA ist als endokriner Disruptor bekannt, was bedeutet, dass es das Hormonsystem stören kann. Dies kann zu einer Vielzahl gesundheitlicher Probleme führen, einschließlich reproduktiver und entwicklungsbezogener Effekte. Die Senkung der TDI durch die EFSA spiegelt die wachsende Besorgnis über diese potenziellen Auswirkungen wider.

Forderungen und Konsequenzen

Aufgrund der besorgniserregenden Ergebnisse fordern Verbraucherschutzorganisationen strengere gesetzliche Regelungen und einen neuen Rechtsrahmen für Schadstoffe wie BPA in Lebensmittelverpackungen . Es ist wichtig, dass Hersteller und Gesetzgeber Maßnahmen ergreifen, um die Exposition der Verbraucher gegenüber solchen schädlichen Chemikalien zu minimieren.

Fazit

Die Analyse von Konserven durch Stiftung Warentest hat deutlich gemacht, dass trotz Einhaltung der derzeitigen gesetzlichen Grenzwerte, die Belastung mit Bisphenol A nach den neuen, strengeren Empfehlungen der EFSA bedenklich hoch ist. Verbraucher sollten sich dieser Problematik bewusst sein und gegebenenfalls den Konsum von Lebensmitteln aus Konserven reduzieren, bis sicherere Alternativen verfügbar sind.

Quellen:

  1. Stiftung Warentest – BPA in Konserven: Die Dose hat ein Problem
  2. Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) – Bisphenol A
  3. BfR – Bisphenol A in Alltagsprodukten: Antworten auf häufig gestellte Fragen
  4. BAV Institut – Forderung nach neuem Rechtsrahmen für Schadstoffe in Lebensmittelverpackungen